Prähistorische und römerzeitliche Funde aus dem Gebiet der
Thermenlinie bezeugen das hohe Alter des Weinbaus im Süden von Wien.
Wann der Weinbau im Gebiet der Thermenlinie Eingang fand, ist schwer zu
bestimmen. Die Bauern, die um die Jahrtausendwende im Schutz der
Burgenkette am Ostrand des Wienerwaldes siedelten, werden sich wohl
vorwiegend mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt haben. Für
Perchtoldsdorf ist der Weinbau erst für das Jahr 1248 durch eine
schriftliche Quelle zu belegen, was aber nicht ausschließt, dass nicht
auch schon im 11. und 12. Jahrhundert Reben ausgepflanzt wurden. Aber
erst nach und nach dürften immer mehr Ackerbauflächen in Weingärten
umgewandelt worden sein. Der Anreiz zu dieser Kulturumlegung lag vor
allem in dem höheren Ertrag, den die Weingärten versprachen, sodann in
der Möglichkeit rentabler Bewirtschaftung kleiner Flächen und in den
günstigen Pachtformen, die beim Weinbau entwickelt wurden. Das führte
dazu, dass im 16. Jahrhundert nahezu das gesamte kultivierbare Gebiet
mit Reben bepflanzt war. Damals erzielte man aus der Lieferung
bedeutender Weinmengen nach Bayern, Oberösterreich und Salzburg große
Gewinne.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde dieser Fernhandel stark von
Zöllen belastet. Die Folge der Absatzkrise war ein Rückgang der
Weingartenkulturen. Auch die von Juli bis September 1683 währende
Belagerung Wiens durch die Türken hatte für Perchtoldsdorfs
Weinwirtschaft fatale Folgen. Der schreckliche Bevölkerungsverlust
konnte nur langsam ausgeglichen werden. Unter den Zuwanderern, die sich
in Perchtoldsdorf niederließen, kamen viele aus Alpenländern und
brachten keinerlei Erfahrung im Weinbau mit. So wurden zunächst die
nicht so günstigen feuchten Lagen im Osten des Gemeindegebietes in Äcker
und Wiesen umgewandelt. Um und nach 1700 ist der Fernhandel völlig
erloschen. Jetzt finden wir unter den Abnehmern vorwiegend Gastwirte und
Bürger aus der näheren Umgebung. Der Ausschank im Ort spielte nach wie
vor eine große Rolle. Der ein- oder zweijährige Wein wurde verkauft, der
ältere Wein diente dem Eigenbedarf, da er rasch an Qualität verlor.
Das Auftreten der Reblaus 1887 stürzte die Weinbauern in die seit
Menschengedenken schwerste Krise. Viele in Not geratene Weinbauern, die
sich die kostspielige und langwierige Umstellung auf resistente
amerikanische Unterlagsreben nicht leisten konnten, gaben ihre
Weingärten auf. Die aufgelassenen Weingärten, oft zu Spottpreisen
verkauft, wurden der Parzellierung und anschließend der Verbauung
zugeführt. Von 1880 bis 1912 ging die Weinbaufläche um 38 %, von 248 ha
auf 154 ha, zurück.
Die umfangreiche Bautätigkeit vor und nach dem Ersten, vor allem aber
nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Weingartenfläche in Perchtoldsdorf
weiter verringert, sodass sie gegenwärtig nur noch rund 14% des gesamten
Gemeindegebietes beträgt.
Der Buschenschank (Heuriger)
ist heute die gängigste Verwertungsform des Perchtoldsdorfer Weines.
Rund 90% der produzierten Weinmenge werden beim "Ausstecken" abgesetzt.
Die Sorten Welschriesling, Weißburgunder,
Neuburger, Grüner Veltliner, Blauer Portugieser und Zweigelt finden
hier, am Beginn der Thermenregion, ideale Klimabedingungen vor, um
hochwertige Weine heranreifen zu lassen.