Immaterielles Kulturerbe

hütereinzug 2024 //sonntag 10. november

das wohl berühmteste erntedankfest österreichs.

9.45 uhr festlicher einzug, 10.00 uhr festmesse, anschließend gstanzlsingen am marktplatz // 

verkostungsmöglichkeit des jungen jahrgangs von 10.00 bis 12.00 uhr

Perchtoldsdorfer Hütereinzug

Das größte Erntedankfest Österreichs, das über eine in das 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition verfügt, wurde 2010 nach den Kriterien der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. 

Jeden ersten Sonntag nach St. Leonhard (6. November) wird in Perchtoldsdorf der traditionelle Hütereinzug oder "Hiataeinzug" abgehalten. Dabei ziehen die Hüter oder "Hiata" - junge Männer aus den Weinhauerfamilien – gemeinsam mit ihren Familien in einem von der Blasmusikkapelle begleiteten Festzug zum Dankgottesdienst in die Kirche. Dem Zug voran reiten drei Hüter auf geschmückten Pferden. Zentrales Element des Festzuges ist die "Pritschn", ein etwa 80 kg schwerer, auf einer Stange befestigter und mit Eichenlaub verzierter Drehkörper, an dessen oberem Ende zwei goldene Herzen aus Walnüssen angebracht sind. Sie stellt die Erntekrone dar. Der Pritschenträger muss das Gestell beim Gehen "tanzen" lassen, also in Drehung versetzen.

Nach dem Gottesdienst wird dem Pfarrer ein Ständchen dargebracht. Anschließend begibt sich der Zug vor das Rathaus, wo sich auf einem Podium die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens eingefunden haben und wo eine große Menschenmenge das Treiben verfolgt. Nach Begrüßungsworten des Weinbauvereins-Obmannes hält der Bürgermeister eine kurze Ansprache, und danach tritt der Humor in seine Rechte. Als Höhepunkt und Abschluss werden die Gstanzln abgesungen: In selbst verfassten, bisweilen sehr bissigen Vierzeilern verspotten bzw. kritisieren die Weinhüter Personen des öffentlichen Lebens und ihre Kollegen aus der Hauerschaft.

Das eigentliche Fest dauert von Samstag bis Montag und beginnt mit der "Vorfeier" am Samstagabend. Am Sonntagvormittag findet der Umzug statt, und am Montag die "Nachfeier", bei der die "Hiata" das Fest im kleinen Kreis im Haus des Hütervaters gemütlich ausklingen lassen. Zigmal erklingt in diesen Tagen der Petersdorfer Haurermarsch von Georg Holzer, die heimliche Perchtoldsdorfer Hymne.

Die Bestellung der Weingartenhüter, die heute noch in zeremonieller Weise erfolgt, geht in das Mittelalter zurück; die ältesten Aufzeichnungen darüber stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Weinhüter waren beeidete und bis in die 1970er Jahre auch bezahlte Wachorgane, die ab der Traubenreife bis zur Beendigung der Lese im Weingarten in Hüterhütten lebten. Sie mussten die ganze Hutzeit über nüchtern sein und durften keinen Frauenbesuch empfangen, hatten Traubendiebe sowie Wild und Vögel abzuwehren und die bei der Lese eingesetzten Arbeiter zu überwachen.

Dass der Hütereinzug zum Tag des hl. Leonhard, der kein Weinheiliger, sondern Viehpatron und Patron der Gefangenen ist, stattfindet, wird in der Überlieferung mehrfach begründet, eine schlüssige Erklärung gibt es dafür aber nicht.

Das Alter des Hütereinzugs. Von der Legende zur historischen Tatsache (Walter Trübswasser)

Das größte Erntedankfest Österreichs, das der Legende nach über eine in das 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition verfügt, wurde 2010 nach den Kriterien der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.