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Der Wehrturm, das Wahrzeichen von Perchtoldsdorf

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©hans schubert

Öffnungszeiten: Von 1. Mai bis 30. September jeweils an Sonn- und Feiertagen 13.00 bis 18.00 Uhr. 

Besichtigung im Rahmen einer Orts- und/oder Museumsführung:
Terminvereinbarung im InfoCenter, Tel. +43/1/866 83-400, info@perchtoldsdorf.at, mindestens 3 Tage vor dem gewünschten Termin.

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Der 60 m hohe, freistehende Wehrturm, der seit jeher sakrale und profane Funktionen für die Marktgemeinde auf sich vereinigt (Wehrturm, Wachturm, Kirch- und Glockenturm, Stadtturm, „Uhr­turm"), ist Wahrzeichen und für die Bewohnerinnen und Bewohner von Perchtoldsdorf ein wichtiger Bedeutungsträger kommunaler Identität. Er gilt als Meisterwerk spätmittelalterlicher Festungsbaukunst (1450-1521).


Von den Landesfürsten mit besonderen Rechten ausgestattet und gestützt auf die im Weinhandel erworbenen Vermögen gelang es den Perchtoldsdorfern, in der ökonomischen Blütezeit des Spätmittelalters zahlreiche kostenintensive Bauwerke zu finanzieren, die bis zum heutigen Tag Bestand haben.

Wer den Grundstein zum „neuen Turm“, der zur Stärkung der Marktfortifikationen baulich in die umfangreiche Befestigungsanlage eingegliedert wurde, jedoch auch als der Pfarrkirche zugeordneter Glockenturm konzipiert war, gelegt hat, wissen wir nicht. Der Baubeginn kann jedoch durch eine für 1451 belegte testamentarische Stiftung festgelegt werden. Den Anstoßgeber sehen Historiker (S. Petrin, J. Seidl) in dem umtriebigen Perchtoldsdorfer Pfarrherrn Thomas Ebendorfer (1388-1464), einem bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, Diplomaten und Ratgeber des Kaisers, der auch schon mit dem prestigeträchtigen Ausbau der Pfarrkirche (Langhausbau 1435-1449) deutlich sichtbare Spu­ren im Ortsbild von Perchtoldsdorf hinterlassen hat.

Die vor exakt 500 Jahren oberhalb des Ziffernblattes an der Südseite in den Stein gemeißelte Jah­reszahl 1521 steht für die Baufertigstellung nach einer Bauzeit von rund 70 Jahren, in der kriegerische Auseinandersetzungen und Belagerungen das Baugeschehen immer wieder lahmlegten, sodass der Turmbau erst ab 1518, als der Rat einen Steueranschlag zu dessen Finanzierung beschlossen hatte, binnen dreier Jahre zügig zum Abschluss gebracht werden konnte. 

Im 15. und frühen 16. Jahrhundert wuchsen in den Städten Europas die Turmriesen in den Himmel, ein regelrechter Wettbewerb der Türme setzte ein. In Perchtoldsdorf deuten das obere Geschoß und die Dachform darauf hin, dass sich der Turm stärker als ursprünglich geplant der Bauform eines Stadtturms angenähert hat. Doch auch hier sind die Übergänge wie fast überall fließend. 

Ein im Zuge der 2. Türkenbelagerung durch Brandpfeile ausgelöstes Großfeuer zerstörte 1683 das Hauptdach des Turmes und den Glockenstuhl, die große Glocke durchbrach bei ihrem Ab­sturz eine Geschoßdecke. Der Wiederaufbau nahm rund 30 Jahre in Anspruch. Während das Hauptdach in seiner bisherigen Form wiederhergestellt wurde, erhielten die markanten Erker statt kegelförmi­ger Dächer eine Eindeckung mit eingeschnürten barocken Zwiebel­helmen. Ansonsten konnte der Turm sein ursprüngliches Erscheinungsbild bis heute unverändert erhalten, abgesehen davon, dass er sich seit der Schleifung der Festungsmauern 1791 freistehend präsentiert und dadurch an Höhe und Mächtigkeit dazugewonnen hat.

Der Museumsturm

Man betritt den Turm von der Westseite und gelangt zunächst in die Nikolauskapelle, heute ein kleines Sakralmuseum, das neben der Thomas-Ebendorfer-Gedenkstätte auch den Grabstein von Thomas Ebendorfer beherbergt. Unter dem Turm befindet sich die Brunnenstube mit dem tiefen Brunnen. Eine schmale Wendeltreppe führt von der Nikolauskapelle in die oberen Geschoße. Die 1524 eingerichtete ehemalige Türmerstube („Wachter Stübel“) wurde 1973 zu einem Ortsgeschichte-Museum ausgebaut und 1995 um eine eigene Archäologische Abteilung im darüberliegenden Geschoß erweitert. Von der auf mächtigen Steinkonsolen ruhenden Galerie hat man einen überwältigenden Blick auf das Wiener Becken und den Wienerwald.  

DER WEHRTURM IN ZAHLEN

Gesamthöhe: 59,52 m (ge­messen von der Gehsteigkante an der Nordostseite)
Sichtmauerwerk: 42,04 m
Dach: 17,48 m
Grundriss: 12,20 m bzw. 12,90 m Seitenlänge
Galerie: 33,54 m über der Gehsteigkante
Brustwehrhöhe: 1, 27 m
Wehrgang Breite: 85 cm
Stufen von Nikolauskapelle zur Galerie: 148
Mauerstärke Sockel: 2,35 m
Mauerstärke Galeriegeschoß: 1,30 m
Gerüstlöcher Abstand: 2,20m, nach der Höhe 2,00 m
Dacheindeckung: 6.950 Taschenziegel


Weiterführende Info  


2021 feierte Perchtoldsdorf "500 Jahre Wehrturm"


Literatur zum Download:

Diagramm

Paul Katzberger, Der Wehrturm von Perchtoldsdorf (Perchtoldsdorf 1986), 264 Seiten   


Rundschau-Artikel: 

 

NEUERSCHEINUNG 2021

TurmansichtV.A. Haunold, Turrim defensionis. Der Wehrturm 1521 - 2021

Der im Mai 2021 erschienene Bildband ist im Buchhandel und im InfoCenter Perchtoldsdorf erhältlich.



Bauaufnahme DI August Kastner, 1948    
Geschoßgrundrisse Turm
→ alle Grundrisse und Schnitte


Adresse

Marktplatz 4
2380 Perchtoldsdorf

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