Dass Hans Hollein, der einzige österreichische Pritzker-Preisträger mit zahlreichen Bauten auf der ganzen Welt, auch in Perchtoldsdorf Spuren hinterlassen hat, wird so manchen überraschen. Die erst vierte Arbeit Holleins und gleichzeitig sein erster öffentlicher Auftrag in Österreich sollte der Umbau des Perchtoldsdorfer Rathauses (1975/76) sein. Den strengen Auflagen des Denkmalschutzes begegnete Hollein hier mit beeindruckender Originalität und Einfühlung in den barocken Rahmen. Wie bewusst er dabei traditionelle Formen nachempfand, beschreibt die renommierte Kulturtheoretikerin, Stadtforscherin, Kuratorin und Autorin Elke Krasny:

„Die spielerische Materialfreude der aus der Geschichte schöpfenden Postmoderne fand bei der Neugestaltung des Sitzungssaales im Perchtoldsdorfer Rathaus durch Hans Hollein in der originalen Bausubstanz einen kongenialen Mitspieler. Hollein reagierte materiell kraftvoll und ornamental lustvoll auf die historische Prachtentfaltung des Sitzungssaales. Auf die barocke Stuckdecke von 1700 antwortet dialogisierend der ovale Ratstisch … [mit der in reliefierter Marmor-Intarsienarbeit gestalteten Traube in der abgesenkten Mitte]. Auf das Rundum der Bildnismedaillons der Perchtoldsdorfer Marktrichter aus den Jahren 1530 bis 1737 antwortet das Arrangement der Mehrfachrückenrundungen der Stahlsessel mit ihren lederbezogenen Sitzen rund um den ovalen, raumkonstituierenden, wie in sich einen Raum erzeugenden, tiefenwirkenden Ratstisch. Die Wand unter den Medaillons wird von einer beschwingten Welle erfasst. Die Formensprache der Geschichte dynamisiert sich in den exklusiven Materialien in ihrer gegenwärtigen Kompositionskraft.“ (aus: architekturlandschaft.niederösterreich).

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