Besichtigung im Rahmen einer Orts- und/oder Museumsführung möglich: Terminvereinbarung im InfoCenter, Tel. +43/1/866 83-400, info@perchtoldsdorf.at, mindestens 3 Tage vor dem gewünschten Termin.
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Die direkt hinter der Pfarrkirche gelegene Burg Perchtoldsdorf, ein noch heute eindrucksvolles Bauwerk, gehörte zu einer Kette von Wehranlagen, die im 11. Jahrhundert am Ostabfall des Wienerwaldes errichtet wurden. Die ersten namentlich in Erscheinung getretenen Burgherren, die „Herren von Perchtoldsdorf“, waren Babenberger Ministerialen (Hofbeamte), die sich im 12. und 13. Jahrhundert in den historischen Quellen ganz gut verfolgen lassen. Im 14./15. Jahrhundert residierten auf der Burg Perchtoldsdorf sogar Fürstinnen aus dem Hause Habsburg.
Die Baugeschichte der Burg ist aus Mangel an schriftlichen Quellen für die Zeit vor 1500 schwer aufzuhellen. Die Anlage bestand ursprünglich aus drei Bauteilen, von denen zwei noch recht gut erhalten sind: Der zentral gelegene Palas, dessen Erdgeschoß, die sogenannte „Rüstkammer“, ursprünglich der Wehrbesatzung diente und an der Ostseite bis heute schießschartenartige Öffnungen aufweist. Zwischen Rüstkammer und darüber liegendem Palassaal war eine hölzerne Bohlendecke eingezogen, die im frühen 17. Jahrhundert durch ein zweischiffiges Kreuztonnengewölbe auf schweren Viereckpfeilern ersetzt wurde. Der Palas war ursprünglich von der nördlichen Schmalseite her zugänglich. An der südlichen Schmalseite des Palas erhebt sich der turmartige Gadenbau mit romanischem Doppelfenster (heute „Südturm“ genannt). Die ältesten Mauerteile, die sich durch besonders sorgfältig gearbeitete Quadersteine auszeichnen, gehören wahrscheinlich dem ausgehenden 12. bis beginnenden 13. Jahrhundert an. Der dritte Bauteil ist der im Norden an den Palas im rechten Winkel angebaute ehemalige Wohntrakt der Burg, der heute das Stiegenhaus und obere Vestibül umfasst und an der Nordseite (beim UNIQA-Hof) eine bemerkenswerte Fenstergruppe mit zwei Karofenstern aufweist, die wohl dem 14. Jahrhundert angehört.
Vom Ende des 14. Jahrhunderts bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurde im zeitgemäßen Architekturstil der Gotik viel an der Burg gebaut. Der Palassaal (heute „Festsaal“), der an der Westseite durch einen Altan (Fassadenturm) mit bemerkenswertem Steinmaßwerk akzentuiert ist, gehört dieser Bauperiode an. Ab 1477 geriet Perchtoldsdorf mehrfach unter die Herrschaft des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. 1496 verkaufte Kaiser Maximilian, der nach Corvinus‘ Tod den ostniederösterreichischen Raum zurückerobern konnte, „unnser gesloss daselbs zu Perchtoldsttorff, so yetz zerbrochen ist“ an die Marktbürger, die die Befestigungsanlagen angesichts drohender Kriegsgefahr deutlich verbesserten. Der gute Zustand der Fortifikationen ermöglichte 1529 die Behauptung der Burg-/Kirchenfestung, während der Markt selbst von den Türken verwüstet wurde.
Dennoch unterblieb eine zeitgemäße Befestigung gegen durchschlagskräftige Geschütze, weshalb beim 2. Türkensturm 1683 die Festung mit schrecklichen Folgen aufgegeben werden musste. Danach baute man nur die Kirche wieder auf, während die Burg fast drei Jahrhunderte lang als Ruine liegen blieb.
In den Jahren 1964-1967 für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungszwecke denkmalgerecht revitalisiert, wird sie seither für Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Messen, Tagungen und Feste aller Art intensiv genutzt. Nach einem viel beachteten Um- und Ausbau in den Jahren 2008-2010 präsentiert sie sich heute als modernes Veranstaltungszentrum und verbindet den Charme ihrer 1000jährigen Geschichte mit einer faszinierenden Palette möglicher Event-Nutzungen.
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Der Burghof ist alljährlich Schauplatz der Perchtoldsdorfer Sommerspiele, eines Theaterfestivals, das seit 1976 im Juli hier stattfindet.
Rund um das Hauptgebäude befand sich die noch in eindrucksvollen Resten erhaltene Burg- bzw. Kirchenfestung, die als innere Befestigung des Marktes anzusprechen ist und den Bereich von Burg, Kirche und Friedhof umfasste. Im Fall von Belagerungen zogen sich die Bewohner schutzsuchend hinter ihre Mauern zurück.
1983 in den Boden eingelassene rechteckige Granitplatten markieren am Kirchenbergl (Auffahrt zur Kirche) den Grundriss der 1791 abgebrochenen Festungsmauer sowie den Torbereich der Kirchenfestung.
Literatur: Paul Katzberger, Die Burgen von Perchtoldsdorf, Perchtoldsdorf 1990; Burg Perchtoldsdorf – Eine Burg für das 21. Jahrhundert. Redaktion Christine Mitterwenger und Ingrid Pachmann. Perchtoldsdorf 2013.
Adresse
Paul-Katzberger-Platz 1
2380 Perchtoldsdorf
Web
zum Lageplanfür Burg Perchtoldsdorf